Wie Phönix

WIE PHÖNIX

Wie Phönix aus der Asche, welche Asche, wo war ein Feuer, keines gesehen und doch die Zunge verbrannt.
Zu Aschenputtel gelaufen in den wiederkehrenden heißen Sommern, in ihrem Ofen verkrochen und doch keine Linsen sortiert.
Ach, diese kleinen Revolten.
Und immer wieder die Tauben auf dem Dach.
Einmal war es ein junger Bussard, aber kein Phönix, nein, kein Phönix, ein windzerzauster junger Bussard auf dem Dachfirst des Hauses gegenüber, aber kein Phönix, nein, ein windzerzauster junger Bussard, der sich nur mühsam auf dem Dach hielt, noch nicht mal ein Sturmvogel.
Hab Aschenputtel beschworen, die Tauben ziehen zu lassen und das Grab, ach das Grab, mit Glitzerkleidern und  Prinzen käme man doch vom  Regen in die Traufe.
Mir mein Gesicht mit Asche geschwärzt und vom Wald erzählt, sie wollte es nicht hören, brannte darauf, noch einmal den Haselstrauch zu schütteln für das ultimativ prächtigste Gewand des Zeitalters.
Nein, bescheiden war sie nicht und kein bisschen klüger als ihre Schwestern.
Ein Schloss musste es sein. Protz und Prunk.
Über meine glühenden Schilderungen des Waldlebens schüttelte sie nur verächtlich die staubigen Locken und sah angewidert an ihrem zerlöcherten Kleid herunter, das hatte sie so gründlich satt und lachte über meinen Traum vom Hüttenleben.

Sabine Hönck,  Keiner mehr da, der die Krähensprache versteht, 2023

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